Hochräder

Hochräder waren eine frühe Bauform von Fahrrädern, bei der ein sehr großes Vorderrad und ein deutlich kleineres Hinterrad zusammenspielen. In der englischsprachigen Fachliteratur wird diese Bauart oft als penny-farthing bezeichnet. Ihre Blütezeit lag etwa in den 1870er und 1880er Jahren; danach wurde sie durch sicherere Bauformen mit gleich großen Rädern und Kettenantrieb abgelöst.

Das charakteristische Merkmal der Hochräder ist das direkt mit dem Vorderrad verbundene Pedaltriebsystem. Da das Pedal direkt an der Nabe sitzt, bestimmt der Durchmesser des Vorderrads die Übersetzung und damit die mögliche Geschwindigkeit pro Pedalumdrehung. Die Sitzhöhe war sehr hoch, was dem Fahrer eine gute Übersicht über die Straße verschaffte, zugleich aber ein hohes Sturzrisiko bedeutete. Die Konstruktion war relativ einfach und robust, da kein Kettentrieb nötig war.

Zu den Vorteilen gehörte eine potenziell hohe Geschwindigkeit und eine einfache Bauweise mit wenigen beweglichen Teilen. Nachteile waren enorme Sturzgefahr, besonders bei Hindernissen oder plötzlichen Bremsmanövern, sowie schwieriges Aufsteigen und Absteigen. Die Bremsmöglichkeiten waren begrenzt und oft weniger effektiv als bei späteren Sicherheitsrädern.

Historisch gesehen entwickelte sich das Hochrad in Großbritannien und Kontinentaleuropa als schneller, aber risikoreicher Prototyp des Fahrrads. Gegen Ende der 1880er Jahre setzte sich der Trend zu sicheren Fahrrädern mit gleichen Radgrößen und Kettenantrieb durch, insbesondere ab etwa 1885–1890, unterstützt durch pneumatische Reifen. Heute erscheinen Hochräder primär in Museen, Sammlungen oder als Repliken in Paraden und historischen Ausstellungen.