Härtewert

Härtewert ist in der Werkstoffkunde der numerische Wert, der die Härte eines Stoffes angibt und aus einem Härteprüfverfahren resultiert. Er hängt stark vom gewählten Prüfverfahren, vom Lastniveau, vom Eindringkörper und von der Oberflächenbeschaffenheit ab. Daher lassen sich Härtewerte nur sinnvoll vergleichen, wenn dieselben Prüfmethoden und Prüfvorgaben angewandt wurden.

Die gängigsten Härteprüfverfahren in der Technik sind Rockwell (Skalen HRA, HRB, HRC), Vickers (HV) und Brinell (HB). Ebenso gibt es den Shore-Härtewert zur Beurteilung von Kunststoffen und Elastomeren. In der Praxis wird der Härtewert oft in einer spezifischen Skala angegeben, z. B. Härtewert HRC 60 oder HV 320.

Bei der Messung wird ein definierter Eindringkörper – z. B. ein Diamantspitze oder eine Stahlkugel – mit einer bekannten Last auf die Materialoberfläche aufgebracht. Die Größe oder Tiefe der bleibenden Eindellung bestimmt den Härtewert gemäß der jeweiligen Skala. Prüfungen erfolgen nach Normen wie ISO 6508 (Rockwell), ISO 6507 (Vickers) oder ISO 6506 (Brinell).

Anwendungen liegen in der Qualitätskontrolle, der Werkstoffauswahl und der Beurteilung von Wärmebehandlungsergebnissen. Härtewerte korrelieren oft mit Verschleiß- und Festigkeit, stellen jedoch keinen direkten Ersatz für Zugfestigkeit oder Bruchzähigkeit dar. Unterschiede können sich aus Mikrostruktur, Wärmebehandlung, Temperaturwechseln und der Oberflächenbearbeitung ergeben.

Historisch stammt das Konzept der Härteprüfung aus dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert; Brinell entwickelte den ersten weithin anerkannten Test, gefolgt von Rockwell und Vickers.