Flusskennwerten

Flusskennwerte sind in der Hydrologie numerische Größen, die das Abflussverhalten eines Flusses charakterisieren. Sie basieren auf Zeitreihen des Abflusses (Q) und dienen der Beschreibung, Quantifizierung und dem Vergleich von Abflussregimen. Typische Zielgrößen betreffen die Magnitude des Abflusses, seine Dauer sowie den zeitlichen Verlauf und die Häufigkeit von Abflussereignissen. Flusskennwerte ermöglichen es, Unterschiede zwischen Flusssystemen zu erfassen, Trends zu erkennen und Entscheidungen in der Wasserwirtschaft zu unterstützen.

Zu den zentralen Kennwerten gehören der Abfluss selbst (Q), der mittlere Jahresabfluss (Qmean) und Maximalabflüsse. Niedrigabflusskennwerte wie Q95 oder Q90 geben an, welcher Abfluss in 95 bzw. 90 Prozent der Zeit überschritten wird; Hochabflusskennwerte wie Q5 oder Q1 beschreiben, welche Abflüsse in den oberen wenigen Prozent der Zeit auftreten. Die Verteilung des Abflusses wird oft durch Flow-Duration-Curves (FDC) beschrieben, und der Anteil des Grundabflusses durch den Baseflow Index (BFI) gemessen. Weitere Kennzahlen wie der Richards-Baker-Index (RBI) charakterisieren die Flussveränderungen bzw. die Flashiness des Regimes.

Anwendungen finden Flusskennwerte in der Wasserwirtschaft, beim Hochwasserrisikomanagement, bei der Dimensionierung von Speichern und Stauanlagen sowie bei der Festlegung ökologischer Abflussannahmen, die dem Lebensraum Flussaue gerecht werden sollen. Sie dienen auch der Bewertung von Veränderungen im Abflussregime infolge Klimawandel, Landnutzung oder Gewässermanagement.

Die Kennwerte basieren auf langjährigen flussabflussmessungen an Gaugerstationen oder aus hydrologischen Modellen. Häufig werden ergänzend statistische Verfahren angewendet, etwa Häufigkeitsanalysen zur Bestimmung von Hochwassergrenzen oder die Erstellung von FDCs, um saisonale Muster abzubilden.