Figurativübertragen

Figurativübertragen ist ein Begriff aus der Sprach- und Semiotikforschung, der den Prozess beschreibt, bei dem figurative Bedeutung von einem Quellbereich in einen Zielbereich übertragen wird. Er kann in Sprache, Bildsprache und anderen Medien auftreten und umfasst metaphorische, metonymische oder symbolische Übertragungen.

Auf kognitiver Ebene basieren solche Übertragungen auf konzeptionellen Mechanismen, die aus einem bekannten Quellbereich (z. B. Körperteile, Räume, mechanische Vorrichtungen) auf einen Zielbereich (z. B. Organisation, Abstraktes, soziale Aktivitäten) übertragen werden.

Typen der Figurativübertragung umfassen metaphorische Übertragung (quellbezogene Metapher wird auf einen abstrakten Bereich angewendet), metonymische Übertragung (Beziehung oder Zugehörigkeit wird genutzt) sowie symbolische Übertragung (Bild oder Symbol erhält neue Bedeutung). Multimodale Formen beinhalten Übertragungen zwischen Bild, Text und Gestik.

Beispiele verdeutlichen die Praxis: Der Kopf der Firma überträgt Führung oder Leitung von einem Körperteil auf eine Organisation; eine scharfe Zunge verwendet ein Körperteil zur Bezeichnung sprachlicher Schärfe; das Herz der Nation kann moralische oder emotionale Zentrierung ausdrücken. In Übersetzung oder Textinterpretation kann Figurativübertragen zu Bedeutungsveränderungen führen, daher ist Kontext wichtig.

Anwendungen finden sich in der Literaturwissenschaft, Übersetzungstheorie, Kommunikationsforschung, Künstlicher Intelligenz und Natural Language Processing, um Figurensprache zu analysieren oder zu generieren. Die Terminologie variiert in der Fachliteratur; auch Begriffe wie figurativer Transfer oder Metaphernübertragung werden verwendet.