Polarbodyanalyse

Polarbodyanalyse ist eine genetische Untersuchung, bei der Polkörperchen aus einer reifen Eizelle analysiert werden, um Hinweise auf den maternalen Chromosomensatz zu gewinnen. Ziel ist es, die Eizellqualität und das Risiko eines chromosomalen Fehlverhalts in der frühen Embryonalentwicklung im Rahmen der assistierten Reproduktion abzuschätzen. Die Methode wird vor allem in der IVF eingesetzt, um genetische Vorauswahl zu ermöglichen.

Bei der Polarbodybiopsie werden ein oder zwei Polkörperchen aus der Eizelle entfernt. Die DNA der Polkörperchen dient als Vorlage für genetische Analysen wie PCR, FISH, Array-CGH oder Next-Generation Sequencing. Die Ergebnisse ermöglichen eine Rückschluss auf den maternalen Chromosomensatz, während paternalische und embryo- oder Zygoten-Chromosomen nicht direkt erfasst werden.

Anwendungsgebiete umfassen die Vorauswahl von Eizellen mit niedrigem Aneuploidierisiko im IVF-Verfahren sowie spezielle Fragestellungen, bei denen eine Embryobefruchtung genetisch bewertet werden soll. Polarbodyanalyse ist eine Alternative oder Ergänzung zu Embryonentransfers mit PGT-A, wird aber nicht so breit genutzt wie Embryo-Biopsien.

Zu den Vorteilen zählen der Fokus auf maternale Chromosomen und potenziell geringere Belastung des Embryos, während Einschränkungen bestehen: paternalische und embryonale Fehlverteilungen bleiben unadressiert; die Methode hängt stark von der DNA-Amplifikation ab und liefert je nach Technik variable Genauigkeit; nicht alle Ergebnisse sind eindeutig interpretierbar.

Die Polarbodyanalyse entwickelte sich in den 1990er Jahren mit FISH und PCR weiter. Mit dem Aufkommen umfassender Embryonengenom-Tests sank ihre Verbreitung, bleibt aber in bestimmten Fällen relevant, etwa bei Bedarf nach maternalen Fehlverteilungen oder besonderen ethischen/regulatorischen Rahmenbedingungen.