Kontextregel

Kontextregel bezeichnet in der Linguistik eine Regel, die die Form, Aussprache oder Bedeutung eines linguistischen Elements von seinem umgebenden Kontext abhängig macht. Kontextregeln sind demnach kontextsensitiv und unterscheiden sich von kontextfreien Regeltypen, die unabhängig von Umgebung gelten. Sie helfen, regelhafte Variationen zu erklären, die aus phonologischen, morphologischen, syntaktischen oder semantischen Zusammenhängen resultieren.

Typische Anwendungsbereiche sind die Phonologie (zum Beispiel die Finaldevoicing in Deutsch, bei der stimmlose oder stimmhafte Obstruenten am Wortende stimmlos ausgesprochen werden, je nach Kontext), die Morphologie (Allomorphie, die durch grammatische Funktion oder benachbarte Morpheme bedingt wird), die Syntax und Semantik (Anaphoraauflösung, Fokusbestimmung durch Topik) sowie Pragmatik und Diskursanalyse. In der Computerlinguistik finden Kontextregeln in regelbasierten Systemen Verwendung, um Textinterpretation, Sprachausgabe oder maschinelle Übersetzung zu steuern.

Zusammen bilden Kontextregeln eine zentrale Klasse von Regeln in der linguistischen Theorie, die betonen, dass viele sprachliche Phänomene nicht isoliert, sondern durch ihr Umfeld bestimmt sind. Der Begriff ist im Deutschen gebräuchlich; im Englischen oft als "context rule" bezeichnet.