Belastungsfälle

Belastungsfälle bezeichnet in der Bau- und Ingenieurwissenschaft eine festgelegte Situation, in der eine Struktur physikalisch belastet wird. Sie dienen der sicheren und normgerechten Auslegung, indem unterschiedliche Kräfte, Gewichte und Umweltbedingungen als planungsrelevante Lasten erfasst und bewertet werden. Ein Belastungsfall beschreibt demnach eine konkrete Kombination von Einwirkungen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt oder über einen bestimmten Zeitraum auftreten kann.

Grundtypen von Belastungsfällen umfassen permanente Belastungen (Eigengewicht und andere fest an der Baukonstruktion haftende Lasten), veränderliche Belastungen (Nutzlasten, Verkehrslasten, Schnee- und Windlasten) sowie außergewöhnliche oder Unfallbelastungen (z. B. Brand, Erdbeben in seismisch aktiven Regionen). In vielen Normen werden charakteristische Werte der Lasten festgelegt, aus denen durch Sicherheitsfaktoren Bemessungslasten gewonnen werden, die zur Auslegung der Bauteile herangezogen werden.

Lastkombinationen sind die resultierenden Szenarien, bei denen mehrere Belastungsfälle gleichzeitig auftreten und deren kombinierte Wirkung kritisch sein kann. Ziel ist es, die Struktur sowohl unter dem ultimativen Zustand (Ultimate Limit State) als auch unter dem Gebrauchszustand (Serviceability Limit State) sicherfunktionsfähig zu halten.

Standards und Normen regeln die Ermittlung von Belastungsfällen und deren Bemessungslasten. In der Europäischen Union bilden die Eurocodes, insbesondere EN 1990 für Grundprinzipien und EN 1991-1-1 sowie ergänzende Teile zu Schnee, Wind und weiteren Lasten, den Rahmen für die Praxis. Belastungsfälle sichern so die Zuverlässigkeit, Planungstransparenz und Grenzwertüberschreitungen zu vermeiden.