Vollergänzungen

Vollergänzungen sind eine Kategorie von Ergänzungen in der deutschen Grammatik. Sie erfüllen das Prädikat durch die Angabe wesentlicher Semantikrollen wie Objekt, Empfänger oder Nutznießer und vervollständigen damit die vom Verb (oder Adjektiv/Nomen) geforderte Valenz. Typischerweise sind sie für das Verständnis eines Satzes notwendig oder eng mit dem Kerninhalt verbunden, weshalb sie sich durch eine enge Bindung an das Prädikat auszeichnen.

Sie lassen sich nach der Art der Ergänzungsthemen unterscheiden. Typische Formen sind Akkusativobjekt, Dativobjekt, Genitivergänzung und Präpositionalergänzungen (z. B. „Ich gebe dem Mann das Buch“, „Sie erinnert sich an den Termin“, „Er bedarf der Unterstützung“). Daneben können auch weitere durch Verben geforderte Strukturen auftreten, die in der Grammatik als Vollergänzungen gelten, weil sie den Sinn des Verbs semantisch voll ausfüllen.

Im Unterschied zu Vollergänzungen stehen Nebenergänzungen oder Umstandsergänzungen, die meist zusätzliche Informationen wie Zeit, Ort oder Art und Weise liefern. Diese Umstände ergänzen den Sinn, sind aber im Allgemeinen semantisch weniger eng mit dem Prädikat verbunden und oft optional.

In der linguistischen Praxis hängt die Zuordnung von Vollergänzungen vom Verbvalenzmodell ab. Verschiedene Grammatiken verwenden leicht unterschiedliche Begriffe oder Unterkategorien; überwiegend wird der Begriff jedoch genutzt, um jene Ergänzungen zu kennzeichnen, die das Kerngeschehen des Prädikats direkt tragen und die Anpassung des Kasus, der Präposition oder der Substruktur erfordern.