judenchristliche

Judenchristliche, auch als judeo-christliche oder jüdisch-christliche Tradition bezeichnet, ist ein Begriff, der die vermeintliche gemeinsame religiöse und kulturelle Grundlage von Judentum und Christentum beschreibt. In der deutschsprachigen Diskussion wird er verwendet, um Ideen, Werte oder Praktiken zu kennzeichnen, die aus der Heiligen Schrift des Judentums sowie aus der frühen christlichen Interpretation hervorgegangen sein sollen.

Historisch geht der Begriff auf die Einsicht zurück, dass sich das Christentum aus dem Judentum entwickelt hat; Jesus und seine ersten Anhänger waren Juden, und die Trennung zwischen Juden und Christen vollzog sich schrittweise im ersten Jahrtausend. In der modernen Debatte wird die Bezeichnung oft genutzt, um die angebliche Kontinuität der westlichen Zivilisation mit biblischen Quellen zu beschreiben, insbesondere hinsichtlich Ethik, Monotheismus und Rechtsvorstellungen.

Kontroversen: Der Ausdruck wird auch kritisch bewertet. Einige jüdische Stimmen und Religionswissenschaftler warnen davor, den Judentum und Christentum zu einer einheitlichen, monolithischen Tradition zusammenzufügen, da dies die Eigenständigkeit des Judentums untergraben oder Supersessionismus fördern könne. Andere sehen darin eine nützliche Behelfserklärung für gemeinsame ethische Grundlagen in interreligiösen Dialogen. In der Praxis variiert der Gebrauch je nach Region, Institution und politischem Kontext; er reicht von neutraler Beschreibung bis zu stärker wertenden oder politisch aufgeladenen Anwendungen.

Gebrauch und Varianten: Häufig findet man die Bezeichnung in ökumenischen Gesprächen, in kulturhistorischen Kontexten sowie in Debatten über Werte und Verfassungsfragen in der westlichen Welt. Varianten sind „jüdisch-christlich“ oder „Abrahamische Tradition“, je nach Schwerpunkt und Zielgruppe.