Schlagwortkatalogen

Schlagwortkatalogen bezeichnen eine Form bibliothekarischer Kataloge, in denen Dokumente durch Schlagwörter indexiert werden, statt über formale Sacherschließung mit kontrollierten Fachtermini. Jedes Werk erhält Schlagwörter, die den Inhalt, das Thema oder relevante Konzepte beschreiben. Die Schlagwörter dienen der Retrieval, indem Benutzerinnen und Benutzer über diese Begriffe das Material auffinden. Typisch ist eine alphabetische Ordnung der Schlagwörter, oft mit Verweisen auf synonyme oder gelfeldete Begriffe.

Historisch waren Schlagwortkatalogen in vielen Bibliotheken verbreitet, besonders bevor systematische Sacherschließung und Normdateien etabliert waren. Sie ermöglichen eine direkte, natürliche Sprache der Indexierung, bergen jedoch Nachteile wie Mehrdeutigkeiten, Synonyme und uneinheitliche Formulierungen. Ohne strikte Kontrollmechanismen hängt die Auffindbarkeit stark von der Konsistenz der Indexierung ab, und unterschiedliche Indexierende können unterschiedliche Treffer liefern.

Mit der Einführung standardisierter Sacherschließungen und Normdateien gewann die kontrollierte Fachterminologie an Bedeutung. In Deutschland etwa wurden Schlagwortnormdatei (SWD) und später die Gemeinsame Normdatei (GND) als zentrale Autoritäts- und Vokabularquellen etabliert; international greifen Bibliotheken zudem auf LCSH, MeSH und ähnliche Systeme zurück. Viele Einrichtungen führten eine hybride Praxis, in der Schlagwortkataloge erhalten blieben, während gleichzeitig sachbezogene Zugriffe über kontrollierte Vokabulare ergänzt wurden.

Heute existieren Schlagwortkatalogen vor allem in historischen Beständen oder spezialisierten Bibliotheken fort, während der Trend zur systematischen Sacherschließung und zu digitalen Suchsystemen dominiert. Sie liefern Einblicke in die Entwicklung der Informationsvermittlung und der Terminologie, bleiben jedoch in der Regel eher als referenzhistorische oder ergänzende Ressourcen erhalten.